Allergien – alles was ihr wissen müsst!

Allergien trüben die Lebensfreude und können Depressionen begünstigen

Wenn die Temperaturen steigen, hebt sich die Stimmung: Nach der kalten Jahreszeit ist die Welt endlich wieder bunter und wärmer. Doch Frühling und Sommer haben auch ihre Schattenseiten. Für Allergiker beginnen dann oft die unangenehmsten Zeiten des Jahres. Die Augen jucken, die Nase läuft, die Bronchien sind nicht frei. Manchmal sind die Beschwerden so stark, dass die Betroffenen am liebsten im Haus bleiben, anstatt die Sonnenstrahlen zu genießen. Studien bestätigen den hohen Leidensdruck: Allergiker haben ein um fast 60 Prozent erhöhtes Risiko, eine Depression zu entwickeln.*

In Deutschland leidet bereits jeder Fünfte an Heuschnupfen – Tendenz steigend. 55 Prozent der Betroffenen reagieren allergisch gegen Pollen. 52 Prozent aller Allergiker fühlen sich durch ihre Allergie im Alltag spürbar eingeschränkt, 26 Prozent beklagen starke Einbußen in der Lebensqualität. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK). Dr. med. Peter Herfort aus Düsseldorf, Facharzt für Innere Medizin, Lungenheilkunde und Allergologie, bestätigt: „Allergien sind keine Bagatelle. Sie können gravierende Auswirkungen auf die seelische Verfassung der Patienten haben.“ Gerade in den wärmeren Jahreszeiten machen sich die Einschränkungen bemerkbar: 28 Prozent der Allergiker können Aktivitäten im Freien nur eingeschränkt genießen.

Allergisches Asthma belastet Körper und Seele

Besonders ausgeprägt sind die Probleme beim allergischen Asthma, das etwa jeder vierte Pollen- bzw. Hausstaub- oder Tierhaarallergiker im Laufe seines Lebens entwickelt. Die ständige Atemnot und die Angst vor einem asthmatischen Anfall trüben das Gemüt. Laut einer aktuellen Studie leiden 48 Prozent aller Asthmatiker unter Depressionen, 33 Prozent haben Angststörungen.**

„Bei einer Allergie kann der Leidensdruck so groß werden, dass die Betroffenen bei entsprechender Veranlagung eine Depression entwickeln können“, bestätigt Prof. Franziska Ruëff von der Ludwig-Maximilians-Universität München, „viele Menschen neigen dazu, mit psychischen Problemen zu reagieren, wenn sie an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. Eine Allergie kann in solchen Fällen ein Auslöser dafür sein, dass jemand nicht mehr kann.“ Wenn neben den typisch allergischen Symptomen wie Schlaf- und Appetitlosigkeit, Libidoverlust, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit auftreten, sollten Allergiker reagieren. „Das können frühe Anzeigen dafür sein, dass etwas aus dem Ruder läuft“, erklärt Ruëff. Wenn die Veranlagung zu psychischen Problemen besteht, ist außerdem Vorsicht bei der Behandlung von Allergien geboten: Cortisonhaltige Medikamente lindern zwar die allergischen Symptome, stehen aber auch im Verdacht, Depressionen zusätzlich anzufeuern.*

Allergie-Impfung kann Asthma verhindern

Um die Probleme langfristig in den Griff zu bekommen, sollten Allergien daher ursächlich behandelt werden. Dazu werden dem Körper über einen Zeitraum von etwa drei Jahren genau definierte Mengen des allergieauslösenden Stoffes verabreicht – in Form von Tropfen, Tabletten oder Spritzen. „Diese Methode bezeichnen wir als Allergie-Impfung“, erklärt Dr. Herfort, „der Körper wird ganz behutsam an den krankmachenden Stoff gewöhnt und stellt seine übertriebenen Abwehrreaktionen nach und nach ein.“

Die Allergie-Impfung kann außerdem verhindern, dass eine Allergie im Laufe der Zeit immer schlimmer wird. „Die große Gefahr bei einer unbehandelten Allergie ist die Entstehung von Asthma“, so Herfort „die Allergie-Impfung kann dem entgegenwirken und wird deshalb von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.“ Die Kosten für die Behandlung trägt die Krankenkasse.

„Trotzdem sehen wir mit Sorge, dass viele Allergiker ihre Beschwerden nicht fachgerecht behandeln lassen“, sagt Herfort. 39 Prozent der Allergiker in Deutschland behelfen sich mit frei verkäuflichen Mitteln aus der Apotheke, 35 Prozent unternehmen überhaupt nichts. Eine Allergie-Impfung nehmen nur 11 Prozent in Anspruch. „Obwohl die Betroffenen einen erheblichen Leidensdruck haben, nehmen viele ihre Allergie nicht ernst genug“, beklagt Herfort.

Quellen:

*Sanna et al.: Atopic disorder and depression: Findings from a large, population-based study. In: Journal of Affective Disorders (2014) 155:261–265.

** Coban et al.: The relationship between allergy and asthma control, quality of life, and emotional status in patients with asthma: a cross-sectional study. In: Allergy, Asthma & Clinical Immunology (2014) 10:67